GHERARDO COLOMBO AM FREITAG, 23. SEPTEMBER BEIM FESTIVAL DELLE RESISTENZE AUF DEM BATTISTI-PLATZ IN TRIENT

Der ehemalige Richter wird, gemeinsam mit Anna Sarfatti und Licia Di Blasi, das neue Buch über die von Kindern „gemachte“ Verfassung vorstellen.
 

Die Vorbereitungen für die Trentiner Ausgabe des „Festival delle Resistenze contemporanee“ 2016 laufen auf Hochtouren: Es wird von Freitag, 23. September bis Sonntag, 25. September auf dem Cesare Battisti Platz in Trient im üblichen Festivalzelt stattfinden. Der erste Ausnahmegast hört auf den Namen Gherardo Colombo: Der ehemalige Richter von „Mani Pulite“ wird auf nationaler Ebene erstmals sein neuestes Buch, das er zusammen mit Anna Sarfatti und Licia Di Blasi geschrieben hat, präsentieren.

Es dauert nicht mehr lange bis zur Herbstedition des „Festival delle Resistenze“ 2016, jenem Kulturprojekt, das von der Abteilung für Italienische Kultur der Provinz Bozen und vom Assessorat für Jugendpolitik der Provinz Trient unterstützt wird. Das traditionale Zelt, das im Frühling den Matteotti-Platz in Bozen belebt hat, wird auf den zentralen Cesare Battisti Platz in Trient verlegt, wo sich von 23. bis 25. September Diskussionsrunden, Theaterstücke, Konzerte und viele andere Initiativen abspielen werden.
Die drei Tage werden verschiedene Leitfäden haben: Am Freitag, 23.09. wird über Generationen gesprochen, am Samstag, 24.09. lautet das Thema Identität und am Sonntag, 25.09. werden die Sprachen im Mittelpunkt stehen. Am Freitag, 23.09. um 18.30 Uhr wird gleich mit einem Ausnahmegast begonnen: Gherardo Colombo.

Sono Stato io! Una Costituzione pensata dai bambini: Der bekannte ehemalige Richter und Verfassungsrechtler Gherardo Colombo, die Erzieherin und langjährige Mitarbeiterin von „Resistenze“ Anna Sarfatti und die Bozner Lehrerin Licia Di Blasi stellen ihr neues Projekt vor.

Gherardo Colombo, wie ist dieses zu dritt geschriebene Buch entstanden?
„In Wirklichkeit sind die Hauptinhalte Licia Di Blasi zuzuschreiben, welche ein wunderschönes Projekt mit den GrundschülerInnen vorangebracht hat. Anna Sarfatti und ich haben uns angeschlossen, indem wir einige Teile des Buchs geschrieben haben, die – was mich betrifft – das Vorwort und die Antworten auf die Fragen der Kinder umfassen.“

Sie haben bereits zwei Bücher mit Anna Sarfatti geschrieben: Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
„Ich habe Anna in Cagliari kennengelernt, anlässlich des Bücherkreises in Sardinien, und mir hat ihre Art, Lehrerin zu sein, sofort gefallen. Ich schätze auch ihre Leitfäden zur Verfassung sehr, die sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit der „Piattaforma delle Resistenze“ geschrieben hat.“

In welchem Verhältnis stehen Sie zur Region Trentino-Südtirol?
„In Südtirol habe ich bereits zwei Mal am „Festival delle Resistenze“ teilgenommen: 2012 auf dem Matteotti-Platz und 2014 über Satelliten-Verbindung mit 400 Schülern. Außerdem komme ich seit neun Jahren jeden Sommer für 10 Tage nach Wolkenstein in das Jesuitenheim, wo ich Justiz-Kurse für Jugendliche zwischen 19 und 35 Jahren gebe. In das Trentino wurde ich hingegen mehrmals zu Diskussionen und Tagungen eingeladen, insbesondere nach Trient und Rovereto.“

Wie beurteilen Sie die Situation unserer Region in Sachen Legalität?
„Beh, in Trentino-Südtirol ist das Respektieren von Regeln deutlich sichtbarer als in anderen Teilen Italiens. Man muss nur an die Abfälle und an die nicht genehmigte Bautätigkeit denken. Bei euch haben alle die Ordnung im Blick.“

Sie haben 2007 Ihr Amt als Richter niedergelegt: Was machen Sie nun, außer Bücher zu schreiben?
„Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich auch noch weitere 14 Jahre Richter bleiben können, aber ich zog es vor, mich dem Reflektieren über die Regeln zu widmen, da ich dies als unabdingbar für das Funktionieren der Justiz sehe. Daher bin ich in ganz Italien unterwegs, vor allem in den Schulen, wo ich jährlich zwischen 40.000 und 50.000 Jugendliche treffe, um über Gerechtigkeit zu sprechen. Was Bücher angeht, wird nach dem, das wir in Trient vorstellen, ein weiteres über die Justiz erscheinen, an dem ich derzeit noch gemeinsam mit Piercamillo Davigo schreibe.“

Das Buch „Sono Stato io! Una Costituzione pensata dai bambini“ ist aus der Erfahrung der Bozner Lehrerin Licia Di Blasi entstanden. Ihr Kommentar dazu: „Ich wollte eine Klassenverfassung schaffen. Ich habe mich oft gefragt, ob die gegebenen Regeln von den Schülern geteilt werden oder ob es andere, ebenso wirksame gibt, die sie selbst schaffen können, um so den Grundstein für eine Kultur des gegenseitigen Respekts zu legen. Geht man vom Schlimmsten aus, hätten solche Normen folgendermaßen lauten können: Wir dürfen während des Unterrichts auf den Tischen herumspazieren oder Alle 15 Minuten ist eine kreative Pause vorgesehen. Wir alle hätten sie es – mit viel Mut – probieren lassen müssen. Trauen sie sich das zu? Die Herausforderung war groß und faszinierend, aber sie haben sie akzeptiert.“

Gherardo Colombo, ehemaliger Richter, ist bekannt dafür, dass er dazu beigetragen hat, wichtige Ermittlungen zu leiten, wie die Entdeckung der Loggia P2, das Delikt Giorgio Ambrosoli, Mani Pulite, die Prozesse Imi-Sir/Lodo Mondadori/Sme. Seit 2009 ist er Präsident des Verlagshauses Garzanti und seit vergangenem Juli Präsident des Komitees für Legalität, Transparenz und administrative Effizienz, mit Sitz in Mailand. Er hat verschiedene Bücher veröffentlicht, in denen er seine Erfahrung als Richter in den Dienst einer achtsamen und gewissenhaften Verbreitung der Konzepte der Demokratie, Justiz und Bürger stellt.

Anna Sarfatti hat viele Jahre lang in der Grundschule und im Kindergarten gelehrt und ist Autorin zahlreicher Kinderbücher und pädagogischer Essays. Für die „Piattaforma delle Resistenze“, mit der sie seit 2011 zusammenarbeitet, hat sie verschiedene Erziehungsprojekte mit Grund-und Mittelschülern zu Rechten und Pflichten der Italienischen Verfassung geleitet. Das Hauptprojekt ist „Kleine LehrerInnen der Verfassung“, mit dem Ziel, dass die größeren Kinder die kleineren belehren können.

Licia Di Blasi lebt in Bozen und ist Grundschullehrerin. Sie ist Referentin für Geschichte und Geografie und hat jahrelang das anthropologische Laboratorium geleitet und Kinder der Verfassung angenähert. Sie ist der Kern von Sono stato io!, das aus einem Experiment mit den eigenen Schülern entstanden ist.